HAGLMO – Kunst, Tradition & Technik
Historie & Philosopie
Historie & Philosopie
Siegfried Haglmo 2008
Siegfried Haglmo bekennt sich seit über 40 Jahren zu den musikalischen Wurzeln seiner niederbayerischen Heimat: Als Musiker, Texter und Komponist – und seit vielen Jahren auch als Instrumentenbauer, dem Regionalität, Nachhaltigkeit, Innovation und Fortschritt gleichermaßen wichtig sind.
Vom Vater in der heimischen Stubn erlernte er nicht nur das Spiel auf der diatonischen Ziehharmonika, sondern den Umgang mit Musik aus eigener Tradition. Dieser direkte Anschluss zu gelebtem volksmusikantischem Wissen war die musikalische Grundlage für Siegfried Haglmo und begleitete ihn auf einem Weg durch verschiedene Facetten der Musik. Dabei wurde das Harmonikaspiel um viele erdenkliche Möglichkeiten erweitert.
Das aktive Auseinandersetzen mit unterschiedlichen Musikstilen im Zusammenspiel mit dem eigenen diatonischen Instrument und auch die Weiterbildung bei Harmonikalehrern mit unterschiedlichen regionalen Bezügen zur Musiktradition erweiterten sein Können und beeinflussen heute seine Musik. Siegfried Haglmo bewies sein instrumentalistisches und sein kreatives Können in verschiedenen Formationen und Gruppierungen. Angefangen beim ersten Ziehharmonikaduo Vater und Sohn Haglmo über Gruppen wie Hundsbuam Miserablige, Edelschwarz oder auch in der Zusammenarbeit mit Monika Drasch, während der viel volksmusikalisches Material aus Archiven wieder lebendig gemacht und damit vergessene Facetten der Volksmusik zu neuem Leben erweckt wurden. Der Spaß an aktiver Tradition belebt Siegfried Haglmo genauso wie die Lust auf Neues.
Mit dem Begriff Haglmo ist eine bäuerlich-ländliche und volksmusikantische Tradition verbunden. “Haglmo” steht zunächst für den regional bekannten Hofnamen des abgelegenen Einödhofes “Hackl” im gemächlich hügeligen, niederbayrischen Vilstal.
Siegfried Haglmos Vater, der Landwirt und Musiker “Haglmo Hans” war einer Generation von Volksmusikanten zugehörig, bei der Begriffe wie Volksmusikpflege und Musikantenwochen noch nicht zum Wortschatz des Volksmusikers gehörten. Zu Zeiten als noch kein elektronischer Tonträger eine tanzende und feiernde Gesellschaft unterhalten konnte, war er einer derjenigen, die zum Tanz aufspielten und sich auch etwas “Zugeld” dabei verdienen konnten.
Denn Tanzen war nicht umsonst: die Tänzer mussten die Musiker bezahlen. Der “Haglmo Hans” war auch selbst ein begeisterter Tänzer, und so wurde das Zubrot bei anderer Gelegenheit auch schnell wieder ausgegeben.
„Haglmo Hans“ mit seiner damaligen Rauscher Harmonika
Hinten in der Mitte: Haglmo Hans.
Vorne links mit seiner Vierreihigen: Gartner Christl
Die Geschichte seines Harmonikaspiels greift zurück auf zwei Lehrer: Peter Lankes – ein Multiinstrumentalist und Kapellmeister, der weitum bekannt als großartiger Spieler der diatonischen Instrumente sein Wissen weitergab. Und Christl, der zu einer Zeit, als die dreireihigen aber auch noch die zweireihigen Instrumente Standard waren, bereits die Vierreihige spielte. Er lehrte dem damals noch jungen “Haglmo Hans” das Harmonikaspiel, welcher selbst schnell zum begehrten Musikanten und Lehrer wurde. Beide – “Gartner Christl” und “Haglmo Hans” – waren viel und oft als Harmonikaduo in Wirtshäusern unterwegs.
Ein damaliger Schüler vom “Haglmo” hatte ein “Roßhuber”-Instrument. Dies war eine zu jener Zeit gesuchte Harmonikamarke des niederbayrischen Herstellers Sebastian Roßhuber bzw. in zweiter Generation Michael Roßhuber. Neben manch anderen Vorzügen war die “Roßhuber” wegen ihrer feinen Klangeigenschaften vor allem auch bei Sängern sehr beliebt. Dieses eine, spezielle Instrument jenes Schülers konnte über viele Umwege erfreulicherweise in “haglerischen” Familienbesitz gebracht werden.
Das typische Aussehen dieser Instrumente und die direkte Verbindung zu diesem greifbaren Stück Tradition war maßgeblich für die Entscheidung, dieses Design für die Haglmo-Harmonika als Vorlage zu benutzen. In Kombination bzw. durch Veredelung mit heute typischen Merkmalen, die sich aus böhmischen, wie steirischen Bauarten entwickelt haben, ist die eigene Optik der Haglmo-Harmonika entstanden.
Roßhuber 1938
Zum Einbau vorbereitete Griffstöcke mit 4.ax © Technik
Warum nun beginnt ein Musiker damit, sich selbst für den Instrumentenbau zu interessieren? Siegfried Haglmo war nicht nur begeistert von der Musik – sondern auch von der Technik. Schon als Kind baute er seine erste Harmonika bis auf die kleinsten Einzelteile auseinander, um zu sehen, wie sie funktioniert (der Haglmo Hans war, so sagt es die Überlieferung, wenig begeistert darüber, als er die zerlegte Harmonika sah). Während seines Physikstudiums in München mit der darauf folgenden Promotion beschäftige sich Siegfried Haglmo im Keller seiner Münchner Wohnung intensiv mit der Diskantmechanik seines Instrumentes. Und kam schnell zu dem Schluss: Das geht besser.
Die Entwicklung der Technik der steirischen Harmonikas hatte in den letzten Jahrzehnten keine wesentlichen Entwicklungen mehr hervorgebracht. Das Maß der Neuerungen beschränkte sich seit geraumer Zeit auf Detailverbesserungen und begrenzt mögliche Erweiterungen der bisherig bekannten Bauweisen. Siegfried Haglmo kehrte das bekannte Bauprinzip einmal von innen nach außen – und gestaltete eine völlig neue Bauweise, die heute den ausgereiften technischen Standard der HAGLMO Harmonika definiert.
Die Harmonika wurde entkernt und mit wesentlich verbesserten mechanischen Merkmalen ausgestattet nahezu völlig neu aufgebaut. Siegfried Haglmo ist es gelungen, eine Hebelmechanik zu entwickeln, die auf der Diskantseite ausschließlich gleich lange Hebel bei gleichzeitiger Minimierung der Hebellängen besitzt. Damit wurde die Ergonomie der Diskanttastatur wesentlich verbessert. Für eine günstige Spielhaltung der Hand ist zudem der Griffstock stärker zum Körper hin geneigt und gleichzeitig etwas nach vorn versetzt, um die Ellenbeuge beim Spiel zu entlasten. Die Mechanik der HAGLMO Harmonika wurde patentiert und gehört heute zu den höchsten Standards beim Bau hochklassiert Diatonischer Ziehharmonikas. Tradition trifft Innovation. Intuition trifft Wissen.
Genauere Infos zur Mechanik findet man hier: ….LINK…
Die HAGLMO Harmonikas entstehen heute in Hackl, auf dem Heimathof von Siegfried Haglmo. Verbunden mit ihren niederbayerischen Wurzeln, sind die Instrumente aus der Haglmo-Werkstatt längst in der Welt angekommen: im Alpenländischen Raum werden sie genauso geschätzt wie „Übersee“. Jedes Instrument ist ein Unikat – hergestellt in detailverliebter Handarbeit und mit höchster Professionalität.